Wenn ich nur ein einziges Nahrungsergänzungsmittel gegen das PCO-Syndrom empfehlen könnte, wäre es Inositol. Es bietet eine ganze Reihe an Vorteilen bei sehr wenigen Nebenwirkungen und ist daher für die meisten Frauen eine tolle Option.
In diesem Beitrag erfährst du, was Inositol eigentlich ist, warum es so empfehlenswert ist für PCOS, Tipps zu Einnahme und Dosierung sowie meine persönlichen Erfahrungen damit.
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1. Was ist Inositol?
2. Wie wirkt der Stoff im Körper?
3. Myo- und D-Chiro-Inositol
3.1. Unterschiedliche Wirkung
3.2. Erhöhte Ausscheidung bei PCOS
4. Inositol supplementieren bei PCOS
4.1. Praktisch keine Nebenwirkungen
4.2. Welche Form nehmen?
4.3. Immer noch unsicher? Mein Rat
4.4. Dosierung bei PCOS
4.5. Kombinieren mit Folsäure / Folat
5. Meine persönlichen Erfahrungen mit Inositol
5.1. Sofort die Periode zurückbekommen nach dem Absetzen der Pille
5.2. Was genau habe ich genommen?
6. Fazit
7. Quellen zum Nachlesen
Was ist Inositol?
Inositol (chemisch eigentlich Cyclohexanhexol) ist ein mehrwertiger Zuckeralkohol – ähnlich z.B. wie Xylit(ol) oder Sorbit(ol), die zum Süßen verwendet werden. Es ist ein natürlich vorkommender Stoff, den wir in kleinen Mengen mit der Nahrung aufnehmen und den unser Körper auch selbst herstellt. Früher wurde er den B-Vitaminen zugeordnet.
Wie wirkt der Stoff im Körper?
- Bei Frauen mit PCOS reduziert Inositol die Insulinresistenz. Das bedeutet, es hat eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel und kann uns so beim Abnehmen helfen. Außerdem verringert es so das Risiko, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen.
- Ein weiterer wichtiger Punkt: es verbessert die Fruchtbarkeit beim PCO-Syndrom. Es reguliert unsere Zyklen, hilft dabei, einen Eisprung zu bekommen und verbessert die Qualität der Follikel. So erhöht Inositol deine Chancen schwanger zu werden, und verhilft dir, wenn es dann klappt, zu einer gesünderen Schwangerschaft, da es z.B. das Risiko, Schwangerschaftsdiabetes zu bekommen, reduziert.
- Studien haben außerdem gezeigt, dass Inositol bei Frauen mit dem PCO-Syndrom den Testosteronwert senken kann.
Eine ganz schön lange Liste an Vorteilen! Inositol ist dabei eines der am besten erforschten Supplemente bei PCO und hat gerade in den letzten Jahren viel Auftrieb erhalten.
Du willst mehr wissen? Eine Auswahl an Studien zu dem Thema habe ich weiter unten verlinkt.
Myo- und D-Chiro-Inositol
Du bist vielleicht bei deiner Internet-Recherche schon darauf gestoßen: Es gibt zwei verschiedene Formen dieses Stoffes die man als Nahrungsergänzungsmittel nehmen kann: Myo- und D-Chiro-Inositol. Diese sind chemisch zwar sehr ähnlich aufgebaut, aber nicht identisch, und sie wirken im Körper auch unterschiedlich.
Myo-Inositol ist die Form, die wir hauptsächlich mit der Nahrung aufnehmen (zu finden z.B. in Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, Cantaloupe-Melonen, Orangen und anderen Zitrusfrüchten).
D-Chiro-Inositol kommt fast nicht in unseren Lebensmitteln vor, es wird aber von unserem Körper aus Myo-Inositol gebildet.
Unterschiedliche Wirkung
Man nimmt an, dass Myo-Inositol vor allem eine positive Auswirkung auf die Fortpflanzungsorgane und die Fruchtbarkeit hat. Es verbessert die Qualität der Follikel, hat einen positiven Einfluss auf die Hormone FSH und LH und kann oft bei PCOS-bedingten Zyklusproblemen den Eisprung wieder herstellen.
D-Chiro-Inositol scheint dagegen eher für die positiven Veränderungen bei Insulin und Blutzuckerspiegel verantwortlich zu sein. Das alles ganz genau zuzuordnen ist jedoch schwierig, weil wie gesagt das eine aus dem anderen synthetisiert wird.
Erhöhte Ausscheidung bei PCOS
Jetzt kommt jedoch ein äußerst spannender Fakt für PCOS-Betroffene: Die Forschung hat gezeigt, dass Frauen mit PCO-Syndrom sechsmal mehr D-Chiro-Inositol ausscheiden als gesunde Frauen (nachzulesen z.B. in dieser Studie). Du hast richtig gelesen: 6-mal mehr!
Es wäre also nur logisch anzunehmen, dass diese übermäßige Ausscheidung einen Mangel auslöst der zu unseren Symptomen zumindest beiträgt. In der Folge scheint es dann sehr sinnvoll, Inositol als Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen und diesen Mangel so auszugleichen.
Wenn du dich ein bisschen einliest wirst du schnell merken, dass praktisch alle Experten im Bereich PCOS (z.B. die Autorinnen Dr. Felice Gersh und Fiona McCulloch, oder auch meine behandelnde Endokrinologin) die Einnahme empfehlen.
Inositol supplementieren bei PCOS
Inositol kannst du entweder lose in Pulverform oder abgefüllt in Kapseln kaufen. Ich empfehle normalerweise das Pulver, da es günstiger ist.
Bei Kapseln musst du oft sehr viele nehmen, um auf die empfohlene Dosierung zu kommen (dazu später mehr), und es gibt Frauen, die Schwierigkeiten haben, Kapseln zu schlucken.
Das Pulver kannst du dagegen einfach in einem Glas Wasser auflösen und trinken, oder z.B. in Speisen einrühren. Es ist weiß und leicht süßlich schmeckend; anders als bei anderen Nahrungsergänzungs-Mitteln ist der Geschmack hier wirklich kein Problem.
Praktisch keine Nebenwirkungen
Ein großer Vorteil von Inositol: Nebenwirkungen sind sehr selten und wenn sie doch einmal auftreten, dann in sehr erträglicher Form. Ähnlich wie bei anderen Zuckeralkoholen beschränken sie sich hauptsächlich auf das Verdauungssystem: leichtes Unwohlsein bzw. Übelkeit oder Veränderungen beim Stuhlgang. Viel seltener und weniger heftig als bei Metformin!
Ich persönlich hatte nie irgendwelche Probleme bei der Einnahme.
Welche Form nehmen?
Wie bereits erwähnt gibt es zwei verschiedene Formen als Nahrungsergänzung zu kaufen. In der Praxis bekommst du entweder Myo-Inositol alleine oder Mischungen mit beiden Formen. Das verwirrt oft und führt zu Unsicherheiten. Was ist besser? Diese Frage ist tatsächlich nicht ganz einfach zu beantworten. Es kommt darauf an…
- Die Bildung von D-Chiro-Inositol
Wie oben bereits erwähnt, wird D-Chiro- im Körper aus Myo-Inositol gebildet. Die Vorstufe ist somit unsere größte Quelle, da ersteres so gut wie gar nicht in unserer Nahrung vorkommt. Das stellt auch kein Problem dar, solange erstens genug Myo-Inositol verfügbar ist, und zweitens diese Umwandlung gut funktioniert.
Jetzt kommt das Aber: Es gibt wohl Frauen, bei denen diese Konversion genetisch bedingt nur schlecht funktioniert. Diese wären dann chronisch unterversorgt. In solchen Fällen würde es also Sinn machen, D-Chiro-Inositol extra zu ergänzen.
Leider kann man nicht vorab sagen, ob man ein schlechter Konverter ist oder nicht – man muss es ausprobieren!
- Der Kosten-Faktor
Ich weiß, Geld sollte in Sachen Gesundheit nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es ist aber nun einmal Fakt, dass die Mischungen (häufig Markenprodukte aus der Apotheke) um einiges teurer sind als Myo-Inositol allein. Daher sind die Kosten hier absolut relevant und sollten in die Entscheidung miteinbezogen werden.
Immer noch unsicher? Mein Rat
Okay, welches Supplement sollst du nun nehmen bei PCOS? Ich kann dir die Entscheidung natürlich nicht abnehmen, aber ich würde dir folgendes Vorgehen ans Herz legen:
Wenn Geld für dich keine Rolle spielt oder du sehr unter Zeitdruck stehst, setze auf die Mischung der beiden Formen. So hast du sicher alles abgedeckt und musst dich nicht sorgen, ob die Konversion bei dir jetzt klappt oder nicht. Ansonsten würde ich es zunächst einmal nur mit reinem Myo-Inositol Pulver versuchen und schauen, wie es bei dir wirkt.
Gib dir dafür mindestens drei Monate Zeit und evaluiere dann erneut. Hat sich etwas zum Positiven verändert? Hat sich dein Zyklus verbessert? Hast du weniger Heißhunger? Hast du vielleicht etwas an Gewicht verloren, ohne deine Ernährung zu ändern? Am besten führst du ein Tagebuch, in dem du regelmäßig deine Beobachtungen festhältst.
Oft bringt Myo-Inositol allein schon tolle Verbesserungen. Die Wirksamkeit ist außerdem durch Studien vielfach belegt (siehe unten).
Achte aber bitte darauf, dass du nicht an mehreren Stellschrauben gleichzeitig drehst. Nimm also z.B. nicht mehrere neue Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig, oder ändere außerdem deine Bewegungsroutine oder Ernährung signifikant – denn dann kannst du nicht genau wissen, was den Ausschlag gegeben hat!
Dosierung bei PCOS
Für Myo-Inositol lauten die Dosierungs-Empfehlungen aktuell 4 Gramm pro Tag (aufgeteilt in je 2 Gramm morgens und abends). Ich rühre mir das Pulver in ein Glas Wasser, das ich zum Essen trinke.
Bei den Mischungen solltest du auf ein Verhältnis von 40:1 achten. Das bedeutet auf vierzig Teile Myo- sollte ein Teil D-Chiro-Inositol enthalten sein. Das wären dann im Verhältnis bei 4 Gramm Myo- 100 Milligramm D-Chiro-Inositol pro Tag. Es bietet sich auch hier an, die Dosis auf zwei Einnahme-Zeitpunkte aufzuteilen.
Kombinieren mit Folsäure / Folat
In einigen Studien wurde der Stoff mit Folsäure kombiniert. Folsäure bzw. Folat oder auch Vitamin B9 ist ein essenzieller Mikronährstoff, der z.B. für die Blutbildung wichtig ist. Gerade in der Schwangerschaft benötigt man unbedingt genug davon, damit das Kind sich gesund entwickelt.
Deshalb wird Folsäure häufig Multivitaminpräparaten für Schwangere hinzugefügt und oft bekommt man eben auch Inositol kombiniert mit Folsäure. Inwiefern dies die Wirkung beeinflusst ist nicht ganz klar. Folsäure zusätzlich einzunehmen kann aber eigentlich nicht schaden, denn mit diesem Vitamin sind viele sowieso unterversorgt.
Ich persönlich supplementiere Folsäure gesondert über das Multivitaminpräparat, das ich nehme.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Inositol
Zum Abschluss möchte ich dir noch ein bisschen über meine persönlichen Erfahrungen erzählen, damit du besser einschätzen kannst, welche Wirkung du erwarten kannst.
Ich nehme Inositol nun schon einige Jahre und bin mittlerweile absolut überzeugt davon. Bei mir war es aber so, dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich die positiven Effekte gespürt habe.
Am Anfang habe ich nämlich nicht viel von der Einnahme bemerkt. Zu der Zeit habe ich noch die Pille genommen, außerdem Metformin, und eine ganze Reihe anderer Nahrungsergänzungsmittel.
Sofort die Periode zurückbekommen nach dem Absetzen der Pille
Anfang 2022 habe ich mich dann allerdings dazu entschlossen, die Pille endgültig abzusetzen (weil ich sie psychisch nicht mehr vertragen habe. Dazu schreibe ich sicher auch einmal einen Beitrag). Ich habe lange damit gehadert, weil ich Angst vor den Auswirkungen hatte – denn ich hatte die Pille früher schon einmal abgesetzt, mit allen üblen Folgen: mehrere Monate kein Zyklus, danach nur sehr unregelmäßig, extreme Pickel, Haarausfall und so weiter.
Diesmal aber habe ich direkt einen Monat später meine Periode wieder bekommen. Und seither habe ich sie regelmäßig, mit sogar recht kurzen Zyklen von ca. 25 bis 28 Tagen! Ich bin mir sicher, dass Inositol hier der entscheidende Faktor war, warum sich alles so schnell wieder eingependelt hat, denn es war der einzige größere Unterschied.
Ich will ehrlich sein, andere Symptome wie Pickel und Haarausfall hatte ich trotzdem – es ist also kein Wundermittel. Trotzdem hat mir Inositol zu einem tollen Erfolg verholfen, den ich anders wahrscheinlich nur schwer hätte erreichen können.
Was genau habe ich genommen?
Ich habe zunächst eine Mischung von Myo- und D-Chiro-Inositol genommen (im Verhältnis 40:1), jeweils morgens und abends 2 Gramm als Pulver. Recht bald schon bin ich dann aber aus Kostengründen auf reines Myo-Inositol umgeschwenkt. Die positiven Auswirkungen auf meinen Zyklus sind trotzdem unverändert geblieben. In Bluttests hat sich außerdem bestätigt, dass ich ovulatorische Zyklen habe (also ein Eisprung stattfindet).
In Zukunft werde ich vielleicht erneut mit einer Mischung experimentieren, v.a. wenn es mal an die Familienplanung geht. Bis dahin fahre ich aber gut mit der simplen Form.
Fazit
Inositol ist ein tolles Nahrungsergänzungsmittel für Frauen mit PCOS, dessen Wirksamkeit durch unzählige klinische Studien gut belegt ist. Die Nebenwirkungen sind minimal und viele Experten empfehlen es. Welche Form für dich dabei am besten geeignet ist, musst du selbst entscheiden bzw. ausprobieren. In jedem Fall ist es jedoch einen Versuch wert, wenn du an Symptomen wie Insulinresistenz, Übergewicht, fehlendem Eisprung oder anderen Zyklusproblemen in Zusammenhang mit dem PCO-Syndrom leidest.
Quellen zum Nachlesen
Hinweis: Da die internationale Wissenschaftssprache Englisch ist, werden medizinische Studien hauptsächlich in dieser Sprache veröffentlicht. Mir ist bewusst, dass leider nicht jeder hier diese Studien lesen kann. Ich möchte sie dir trotzdem nicht vorenthalten.
- Unfer V, Facchinetti F, Orrù B, Giordani B, Nestler J. Myo-inositol effects in women with PCOS: a meta-analysis of randomized controlled trials. Endocr Connect. 2017 Nov;6(8):647-658. doi: 10.1530/EC-17-0243. PMID: 29042448; PMCID: PMC5655679.
- Merviel, P., James, P., Bouée, S. et al. Impact of myo-inositol treatment in women with polycystic ovary syndrome in assisted reproductive technologies. Reprod Health 18, 13 (2021). https://doi.org/10.1186/s12978-021-01073-3
- Regidor PA, Schindler AE. Myoinositol as a Safe and Alternative Approach in the Treatment of Infertile PCOS Women: A German Observational Study. Int J Endocrinol. 2016;2016:9537632. doi: 10.1155/2016/9537632. Epub 2016 Aug 23. PMID: 27642297; PMCID: PMC5011528.
- Tahir F, Majid Z. Inositol Supplementation in the Prevention of Gestational Diabetes Mellitus. Cureus. 2019 Sep 16;11(9):e5671. doi: 10.7759/cureus.5671. PMID: 31720147; PMCID: PMC6823013.
- R S Clements, Jr, B Darnell, Myo-inositol content of common foods: development of a high-myo-inositol diet, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 33, Issue 9, September 1980, Pages 1954–1967, https://doi.org/10.1093/ajcn/33.9.1954
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